Studieren als Mami

Fachhochschule Burgenland

Zwölf Uhr mittags kam meine Mutter, um auf den kleinen Mann aufzupassen. Den ganzen Vormittag hatte ich damit verbracht, meinen Sohn und mich zu versorgen, damit ich pünktlich wegfahren konnte. Freitagmittag um halb eins ist der Berufsverkehr doch enorm und der Stau ist vorprogrammiert. Kurz bevor meine Mutter kam, hatte ich den kleinen Mann gewickelt und gestillt. Somit war ich abfahrbereit, doch der kleine Mann ließ nicht locker. Als hätte er es gewusst, dass er die nächsten Stunden mit seiner Oma verbringen wird, wollte er erneut an die Brust. Angelegt, getrunken, verabschiedet und losgefahren.

Am Weg zur Fachhochschule waren meine Gedanken bei meinem Sohn. Wehmütig dachte ich, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Einige Minuten war ich entfernt, fehlte er mir schon. War es richtig weiter zu studieren? Hätte ich lieber doch ein Jahr aussetzen sollen? Immerhin war der kleine Mann erst zehn Wochen alt. In der Schwangerschaft habe ich lange überlegt, ob ich weitermachen oder pausieren soll. Mit einem Baby oder mit einem Kleinkind zu studieren, stellte ich mir beides nicht einfach vor. Solange ein Baby noch nicht aktiv ist, indem es krabbelt oder zum Gehen anfängt und untertags mehr Stunden schläft, waren für mich Gründe genug, um weiterhin die Schulbank zu drücken. Noch dazu hatte ich die vollste Unterstützung von meinem Mann und meiner Familie. Ohne deren Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen.

Laptop, Schreibunterlagen, Lunchpaket und die elektrische Milchpumpe durften am ersten Wochenende nicht fehlen. Die große Pause wollte ich zum Abpumpen nützen und mich dafür ins Eltern-Kind-Zimmer zurückziehen. Der Raum an der Fachhochschule Burgenland ist für Mütter und Kinder gemütlich eingerichtet. Neben einer Spielecke, gibt es eine Mikrowelle, einen Wasserkocher und seit kurzem auch einen Kühlschrank. Dieser war für mich sehr von Bedeutung. Immerhin musste ich die abgepumpte Milch kühl lagern.

Die große Pause von 30 Minuten stand an. In der Zeit würde ich es locker schaffen genügend abzupumpen, dachte ich mir. Einen Milchstau zu bekommen, stellte ich mir nicht angenehm vor. Zu Gunsten der StudienkollegInnen wurde die große Pause jedoch verkürzt, um früher den Unterricht beenden zu können. Ich geriet unter Zeitdruck. Nie hätte ich es in 15 Minuten geschafft. Ich sprach mit dem Lektor darüber, der mir genügend Zeit dafür gab. Das Abpumpen ging recht gut, obwohl die Situation für mich etwas unangenehm war. In den eigenen vier Wänden ist es doch angenehmer, als in einer Lehreinrichtung.

Zum Thema „Wie lange schaffe ich es mich nicht zu melden“: Drei Stunden nachdem ich die Wohnung verlassen hatte, schrieb ich meiner Mutter. Es war das erste Mal, dass der kleine Mann so lange von seiner Mami getrennt war. Alles war in Ordnung.  Mein Mann löste meine Mutter am Nachmittag ab. Es wurde gespielt, geblödelt und viel gelacht. Als ich am Abend nach Hause kam, schlief der kleine Mann. Am nächsten Tag fuhr ich bereits viel entspannter zur Fachhochschule.

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